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Quelle: themoviedb.org

Inhalt

Qiao Quiao (Zhao Tao) und Guao Bin (Zhubin Li) sind ein Paar, doch ihre Beziehung ist nicht nur durch ihre Leidenschaft, sondern auch ihre Zerbrechlichkeit gekennzeichnet. Als Guao Bin beschließt umzuziehen, um in einer anderen Provinz in China sein Glück zu suchen, bleibt Qiao Quiao unglücklich zurück. Ihre Sehnsucht ach ihm wird so stark, dass sie sich eines Tages ohne seine Adresse zu kennen auf die Suche nach ihm macht. Ganze 25 Jahre sucht sie ihn und mit ihr verändert sich auch ihr Land um sie herum.

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Quelle: themoviedb.org

Kritik

In Anbetracht einer Reflexion über die Natur der Fotografie ist es inzwischen ein Klischee, Susan Sontag zu zitieren, doch im Angesicht von Jia Zhangke (The World) elusivem Epos Caught by the Tides kommt man nicht um die Natur ihres Satzes „Heute existiert alles, um als Foto zu enden.“ Zhangke, der es sich zu seiner Karriere umspannenden Aufgabe gemacht hat, den Fortschritt, die Innovation, die Veränderung und schließlich auch der geografischen Verschiebung seines Heimatlandes China aufzuarbeiten, versteht nur zu gut die paradoxe Natur des filmischen Materials, als Signifikant der Vergangenheit zu stehen, während es simultan eine unantastbare Zeitlosigkeit konserviert. In Caught by the Tides destilliert Zhangke über 20 Jahre gesammeltes Filmmaterial zu einer schwer zu entziffernden Collage aus vergangenen, digitalen Bildern, um zu verstehen, wie diese aus einer Mondänität versunken in der Pop-Kultur erwuchsen und schließlich eine unbewusste Zeit des Umbruchs festhielten. Das Ergebnis ist sperrig, aber zutiefst lohnend. 

In seiner ersten Stunde verweigert sich Caught by the Tides einer konkreten Kategorisierung: In verpixelten, auf DV-Video gedrehten Bildern sehen wir erst eine Gruppe Frauen in einem verwahrlosten Wohnzimmer miteinander ausgelassen plauschen, ehe wir in eine Reihe von dokumentarisch inszenierten Tanz- und Performanceszenen geworfen werden. Immer und immer wieder blitzt die völlig stumme Qiaoqiao (Zhangkes langjährige Kunst- und Lebenspartnerin Zhao Tao, A Touch of Sin) auf, wie sie sich durch die Menge bewegt. Jedes Mal, wenn sich eine Handlung andeutet verschwindet diese wieder in der nächsten Musikeinlage. Der Grund für diese formelle Fragmentierung ist das Zhangke seinen Film als Collage aus nicht verwendetem Material aus bisherigen Projekten (Still Life, Mountains May Depart und Ash Is Purest White) aufzieht und so ein Porträt von 22 Jahren kultureller Veränderung zeichnet. Lokalisiert im Kohlminen Distrikt von Datong, gleicht das Tempo dem Film einer Wellenbewegung, die Konstant in Bewegung ist, aber nie vorwärtszukommen scheint. Tao fungiert hier erneut als Fels in der Brandung, die in ihrer stoischen Art einer Welt radikaler Umwälzung mit entschlossener Stille begegnet. 

Doch eine Handlung manifestiert sich schlussendlich mit dem Verschwinden von Qiaoqiao’s Freund Bin (Zhubin Li, Unknown Pleasures), der aus nicht klaren Gründen fortzieht und eine große Suche beginnen lässt. Am Ende dieser Suche wird Qiaoqiao Landschaften und Transitorte überquert, die Covid-19 Pandemie durchlebt haben und schließlich auf zwei Gestalten einer radikal optimierten Gesellschaft treffen: Zum einen ein 70-jähriger Mann, der ein angesagter TikTok-Star durch seinen Tanzstil geworden ist, und einem Roboter in einem Supermarkt, der traurigen Kunden Mutter Teresa und Mark Twain Zitate vorliest. Weder warnt der Blick der Blick des Filmes vor dieser Gegenwart, die vor unseren Augen zunehmend für eine ungewisse Zukunft getauscht wird, noch verweilt er schwelgend im Vergangenen. Stattdessen hält Zhangke den Prozess der Geschichte als singuläres Narrativ der Veränderung und Verschiebung fest und schenkt schlussendlich seinen Figuren einen Moment der Gegenwart, der innehaltenden Reflektion über jenen historischen Prozess der andauernden Konstruktion, Dekonstruktion und Rekonstruktion.

Fazit

Mit „Caught by the Tides“ liefert Jia Zhangke den destillierten, thematischen Schlüsselfilm zu den Themen seines Gesamtwerkes. Nahezu ohne direkte Dialoge oder narrative Konstrukte ergibt sich in dieser experimentellen Collage ein nicht immer einfach zugängliches, aber von elegischer Emotionalität geprägtes Porträt einer dahin driftenden Generation, die eines Tages von der Zukunft überrascht wurde.

Kritik: Jakob Jurisch

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